Hallo zusammen,
also ich habe meinen 1,9 TD mit Bosch-Verteiler-ESP selbst auf Pöl im Eintank-Betrieb umgebaut.
Zunächstmal folgendes: Pöl ist nicht Biodiesel. Die Dichtungen, die für Diesel ausreichen und von Biodiesel angegriffen werden, werden von PÖl normalerweise nicht angegriffen.
Generell ist das Problem, dass Pöl höherviskos als Diesel ist, d.h. bei gleicher Temperatur ist Pöl zähflüssiger. Das macht es der Pumpe zum einen schwerer, das Pöl vom Tank in die ESP zu befördern, zum anderen wird es schwerer, den Kraftstoff in den Einspritzdüsen genauso fein zu zerstäuben wie den Diesel.
Die Lösung für beide Probleme besteht im Prinzip darin, das Pöl auf ca. 70 °C zu erwärmen. Dafür bietet sich ein Kühlwasser-Wärmetauscher an.
Zusätzlich kann man auch noch elektrisch vorwärmen, was aber ziemliche Ströme erfordert, da die Spannung ja auf 12 V begrenzt ist.
Beim Zweitank-Umbau wird mit Diesel aus einem Tank gestartet und wenn der Motor auf Betriebstemperatur ist, wird auf Pöl umgeschaltet. Man muss rechtzeitig vor Fahrtende aber wieder umschalten, damit die Leitungen wieder von Diesel durchspült werden.
Beim Eintank-Umbau wird bereits mit Pöl gestartet, was den Startvorgang nicht vereinfacht ;-).
Mein Umbau:
Kraftstoffvorlaufleitung vom Tank bis zum Filtergehäuse im Motorraum durch PA-Leitung mit 10 mm ID ausgetauscht.
Installation eines Wärmetauschers, der kraftstoffseitig zwischen Ballpumpe und Filter und KW-Seitig an der dünnen Leitung zwischen Zylinderkopf und Ausgleichsbehälter sitzt. Der WT kann kraftstoffseitig überbrückt werden (falls mal reiner Diesel in den Tank kommt) durch 2 T-Stücke und 2 2/2-Wege-Kugelhähne.
Zusätzlich habe ich ein Manometer installiert, mit dem ich den Unterdruck in der Kraftstoffleitung am Eingang in die ESP messen kann und so dichte Filter leichter diagnostizieren kann (Eckes-Soganzeige). Über einen 6-fach-Umschalter und eine Temperaturanzeigeeinheit (Bausatz von Conrad) kann ich an 6 Stellen die Temperatur messen (derzeit: 1 für Kalibration, WT-Temperatur, ESP-in-Temperatur, ESP-out-Temperatur, ESD-Temperatur, frei).
Materialkosten für den Umbau waren alles in allem ca. 120 €. Zeitaufwand war ca. 1 Woche nach Feierabend und viel Lesen im I-net zur Vorbereitung.
Da die Filterstandzeit sich bei dem von mir verwendeten Öl gegenüber den Angaben von Peugeot für Diesel auf 1/3 reduziert hat, habe ich jetzt Mehrkosten für die Filter, die ich der Spritkostenersparniss eigentlich gegenrechnen müsste. Derzeit verfahre ich gefiltertes, gebrauchtes Frittenöl zu 40 ct/l.
Was noch ansteht: teilkurzgeschlossener Rücklauf: den warmen Sprit aus den Leckölleitungen der ESD wieder vor dem Filter in den Vorlauf einleiten.
Verstellen des Förderbeginns einen Tick in Richtung früh (Pöl hat höheren Zündverzug als Diesel).
Zum Abschluß noch folgende Bemerkung von mir zum Bepölen von Common-Rail-Einspritzsystemen (JTD, HDI, CDI, ...): eine gewöhnliche Verteiler-ESP für meinen XUD9 bekomme ich bei ebay für ca. 100 €. Den Austausch der Pumpe bekomme ich (wenn der Notfall eintritt) hoffentloch auch selbst hin. Das heisst für mich, beim Pöl-GAU Verteiler-ESP-Kolbenfresser habe ich mit finanziellen Schäden im Bereich von höchstens einigen Hundert € und einem Fahrzeug-Stillstand von einigen Tagen zu rechnen.
Die Ersatzteilpreise für Common-Rail-Einspritzsstem-Komponenten sind derzeit wesentlich höher und ich kann daran nichts selbst schrauben. Mir persönlich liegen auch noch zu wenige Langzeit-Erfahrungen von anderen Pölern mit solchen Einspritzsystemen vor. Ich würde das Pölen aus Kostengründen mit CR-Systemen deshalb z.Z. nicht angehen.
Gruß,
Jörg