Dipl.-Geograph Andreas Nagl
Diplomarbeit "Stadtklimatische Untersuchungen in Schwabach - Geländemessungen und Computermodellierung hinsichtlich klimaökologischer Ausgleichsflächen"
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6 Hinweise zur klimaökologischen Stadtplanung
Maßnahmen, die das Stadtklima verbessern, kann man in zwei Kategorien einteilen:
Man kann in die bestehende Stadtstruktur eingreifen und nachträglich Freiflächen schaffen. Aus Kostengründen und dem bekannten Platzmangel in Städten sind solche Maßnahmen eher unrealistisch, obwohl sie am effektivsten wären. In Schwabach könnten durch solche Maßnahmen wirkungsvolle Luftleitbahnen geschaffen werden. Denn die wärmebelastete Innenstadt ist von einem Ring lockerer Bebauung umgeben, der die Kalt- und Frischluft abschirmt. Hauptsächlich im Westen der Stadt bilden sich so in den Tiefenlinien mächtige Kaltluftseen. Langfristig sollte die Bebauung an solchen Stellen zurückgenommen werden und Bewuchs durch nichtstauende Vegetation ersetzt werden (z.B. im Siechweihergraben).
Leichter realisieren lassen sich Maßnahmen für zukünftige Planungen und Maßnahmen mit geringem Kostenaufwand. So sollten vor allem die vorhandenen Ausgleichsflächen und Luftleitbahnen nicht bebaut werden. Die Luftleitbahnen sollten sogar gehölzfrei bleiben. Zu nennen wäre hier der Siechweihergraben und der Weiherwiesengraben im SW der Stadt. Die geringe Bedeutung der Ausgleichsflächen resultiert aus den Kriterien des ABSP und dem möglichen Vergleich mit anderen Städten. Da in Schwabach Ausgleichsflächen mit hoher Bedeutung kaum existieren, muß die geringe Bedeutung relativiert werden. Direkte thermische Ausgleichsflächen wie der Stadtpark und der Waldfriedhof sind grüne Inseln in den bebauten Flächen, deren Reichweite stark beschränkt ist. Neben dem Erhalt solcher Inseln ist eine generelle Durchgrünung der Stadt anzustreben. Eine wichtige Rolle spielen dabei Fassaden- und Dachbegrünungen. Sie verbessern das Meso- und Mikroklima im Innenstadtbereich besonders. Einige Vorteile seien kurz erwähnt (vgl. KUTTLER 1994, S. 149):
· Reduzierung von Luftverunreinigungen in Hausnähe
· Senkung der Oberflächentemperatur durch hohe Wasserspeicherfähigkeit des Pflanzenkörpers und sein Zellwassers, durch pflanzliche Transpiration sowie durch Dämpfung der Extremwerte der Oberflächentemperaturen und eines Ausgleichs der relativen Luftfeuchtigkeit in der Umgebung.
· Geringere Aufheizung durch das Umwandeln von Strahlungsenergie in Verdunstungsenergie.
· Verringerung des Wärmeflusses Luftpolster zwischen Pflanze und Wand.
· Erhöhung der Wasserrückhaltefähigkeit nach Starkregen
· u.a.
Anzustreben ist eine solche Durchgrünung besonders in den stark verdichteten und versiegelten Bereichen wie der gesamten Altstadt (Friedrichstraße, Silbergasse, ...), dem Gewerbegebiet westlich der Nürnberger Straße oder dem Gewerbegebiet südwestlich der Rother Straße.
Die größeren Waldflächen wie die "Laubenhaid" oder "Brünst" in der nächsten Umgebung der Stadt erneuern die Luft und versorgen die Stadt mit Frischluft. Sie sollten auch aus Gründen der Naherholung erhalten bleiben. Daneben können geringe bauliche Maßnahmen wie Farbanstriche oder Dächer mit günstigen Albedowerten zur Klimaverbesserung beitragen. Der Versiegelungsgrad sollte nicht erhöht werden. Wenn möglich (z.B. bei öffentlichen Parkplätzen) sollten versiegelte Bereiche entsiegelt werden. In reinen Wohngebieten müssen Verkehrswege nicht unbedingt asphaltiert werden, der Einsatz von Betonverbundpflaster bringt enorme Verbesserungen. Bei Neubaugebieten sollten lokale und übergeordnete Windrichtungen beachtet werden. Der Bau von mehrstöckigen Häusern ist möglichst zu vermeiden. Ferner sollte eine Durchlüftung bei Westwind-wetterlagen durch Neubaumaßnahmen nicht beeinträchtigt werden. Eine zentrale Rolle spielt hier das Schwabachtal. Positiv sind der renaturierte Bachlauf sowie die angrenzende extensive Wiesennutzung. Um die Durchlüftung zu verbessern, müßte auch innerhalb der Altstadt dem Fluß mehr Raum gegeben werden. Im östlichen Talgrund sind weitere Dämme (Bahndamm) zu vermeiden. Günstig sind Stelzenkonstruktionen (Fürther Straße).
Leider kann das Schwabachtal aus mehreren Gründen nicht als Ausgleichsfläche ausgewiesen werden:
1. Gerade im Westen der Stadt sind die Auen der Schwabach kaum geneigt. In der Nähe der Stadtgrenze und westlich davon sammelt sich viel Kalt- bzw. Frischluft im Schwabachtal an. Zum Kaltluftfluß in bebautes Gebiet kommt es aber nicht, da die Luft vor der Stadt gestaut wird.
2. Die nordexponierten Hänge sind entlang der Reichenbacher Straße fast lückenlos bebaut.
3. An den südexponierten Hängen wird der Kaltluftfluß teilweise durch Bebauung, teilweise durch eine Heckenlandschaft behindert.
Weitere Belastungen des Stadtklimas entstehen durch den Verkehr. Neben der Autobahn A6 sind in erster Linie die Einfallstraßen und der Bereich um die Altstadt übermäßig stark befahren. Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs wären zu begrüßen. Sinnvoll sind zugleich Begrünungsmaßnahmen entlang Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen wie der Reichswaisenhausstraße, der Südlichen und Nördlichen Ringstraße, der Nürnberger Straße, der Penzendorfer Straße oder der Bahnhofstraße.
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