Dipl.-Geograph Andreas Nagl
Diplomarbeit "Stadtklimatische Untersuchungen in Schwabach - Geländemessungen und Computermodellierung hinsichtlich klimaökologischer Ausgleichsflächen"
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3 Untersuchungsziele
Die Stadt Schwabach führt seit 1996 ein sogenanntes Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) für Städte durch. Initiiert und zugleich zu 50 % finanziert wird das ABSP vom Landesamt für Umweltschutz (LFU) in München. Das gesamte ABSP basiert auf Aussagen zu den Bereichen Ressourcenschutz, Arten- und Biotopschutz und naturbetonte Erholungsformen. 1992 wurde in Erlangen das erste ABSP für kreisfreie Städte in Bayern fertiggestellt. Es folgte Nürnberg und nun Schwabach. Das ABSP Aschaffenburg steht noch aus.
Die fachlichen Inhalte eines Stadt-ABSP's decken sich größtenteils mit den Erfordernissen der Landschaftsplanung. Diese jedoch unterliegt einem Abstimmungsprozeß mit den kommunalen Gremien unter Berücksichtigung der Einwände der Träger öffentlicher Belange. Der Landschaftsplan hat daher den Nachteil, daß viele Aussagen eingeschränkt werden. Der Vorteil besteht darin, daß der Plan nach seiner Verabschiedung rechtsverbindlich ist. Das ABSP soll daher als Fachgutachten dienen und die Ziele und Maßnahmen eines Landschaftsplanes stärker untermauern und begründen. Somit trägt es zu einer stärkeren Gewichtung des allgemeinen Ressourcenschutzes bei.
Im Rahmen des Stadt-ABSP Schwabach werden nun folgende Einzelthematiken behandelt:
-Abiotischer Ressourcenschutz: Boden
-Abiotischer Ressourcenschutz: Grundwasser
-Abiotischer Ressourcenschutz: Stadtklima
-Arten- und Biotopschutz
-Erholung
-Konflikte
Aufgabe meiner Diplomarbeit ist es, das Stadtklima von Schwabach zu untersuchen und dabei auf die Anforderungen eines ABSP's einzugehen. Folgende Zielsetzungen resultieren daraus:
1. Ausweisung von Luftleitbahnen:
Dies sind Flächen, die den Luftaustausch zwischen Stadt und Umland ermöglichen. Je nach Qualität der ausgetauschten Luft kann es zur Verbesserung oder Verschlechterung der Klimaverhältnisse verschiedener Standorte kommen. Hauptsächlich von der Wetterlage ist das Inkrafttreten eines solchen Luftaustausches abhängig. Man unterscheidet:
Frischluftbahnen: Sie ermöglichen das Eindringen von schadstoffarmer kühler Luft des Umlandes in relativ belastete Stadtgebiete. Oft erfüllen unbebaute Täler oder Grünanlagen diesen Zweck.
Kaltluftbahnen: Hauptsächlich bei austauscharmen Hochdruckwetterlagen kann es zum Abfließen kühler Luftmassen kommen. Fließen diese Luftmassen in ein bebautes Stadtgebiet, können sie dort wesentlich zur klimaökologischen Verbesserung beitragen. Kalte Luftmassen entstehen bei der nächtlichen Auskühlung. Da diese dichter und damit schwerer sind als warme Luftmassen, sinken sie nach unten und es kommt, sofern es die Topographie zuläßt, zum Abfließen der Kaltluft. Dieses Abfließen kann gut mit dem Fließverhalten eines zähen Breies verglichen werden (vgl. Kapitel 4.1). Zur Veranschaulichung wird das Abfließen oft mit Rauchbomben sichtbar gemacht.
2. Ausweisung von Kaltluft- bzw. Frischluftentstehungsgebieten:
Solche Flächen erzeugen Kalt- oder Frischluft, und werden auf Grund ihrer Größe auch klimatisch wirksam . Wirksame Kaltluft wird besonders auf Wiesen- oder Ackerflächen produziert. In Wäldern sinkt die in den Baumkronen entstandene Kaltluft meist in den Stammraum ab und fließt nur langsam ab. Für die Frischluftproduktion ist dagegen gerade der Wald bedeutsam. Er erzeugt sauerstoffreiche Luft und filtert Schadstoffe.
3. Ausweisung von Wärmebelastungsgebieten:
Wärmebelastungsgebiete absorbieren und speichern viel Strahlungsenergie. Diese Energie wird Nachts in Form von langwelligen Wärmestrahlen wieder an die Umgebung abgegeben. Diese meist versiegelten oder dicht bebauten Flächen können als kleine Wärmeinseln betrachtet werden, mit einem geringen Durchlüftungsgrad und negativen Eigenschaften für das Bioklima einer Stadt.
4. In einer Klimafunktionskarte sollen die einzelnen Gebiete dargestellt werden.
5. Wertung der einzelnen Gebiete:
Für eine endgültige Betrachtung des Stadtklimas und den daraus resultierenden Forderungen für die Stadtplanung ist eine Bewertung der Flächen mit bestimmter Klimafunktionalität erforderlich. D.h. Flächen sollen nicht nur quantitativ dargestellt, sondern auch qualitativ bewertet werden. So kann eine Stadt viele potentielle Kaltluftschneisen besitzen; wenn diese jedoch nicht mit Kaltluftentstehungsgebieten verbunden sind, sind sie für die Verbesserung des Stadtklimas völlig bedeutungslos.
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