Dipl.-Geograph Andreas Nagl
Diplomarbeit "Stadtklimatische Untersuchungen in Schwabach - Geländemessungen und Computermodellierung hinsichtlich klimaökologischer Ausgleichsflächen"
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2 Das Untersuchungsgebiet
2.1 Lage
Innerhalb des Süddeutschen Schichtstufenlandes liegt zwischen zwei Stufen das Mittelfränkische Becken. Die Berg- und Hügellandschaft im mittelfränkischen Keuper - Becken wird im Osten und Süden von der Fränkischen Alb (Jurastufe) eingerahmt. Im Westen liegt die Frankenhöhe (Keuperstufe), am östlichen Rand dieses Beckens der Ballungsraum Nürnberg - Fürth - Erlangen. Die kreisfreie Stadt Schwabach befindet sich am südlichen Rand der großen mittelfränkischen Verdichtungszone. Mit einer Einwohnerzahl von 38586 (1993) auf einer Fläche von 40,71 km2 liegt die Bevölkerungsdichte bei etwa 908 E/km2. Die Gauß - Krüger - Koordinaten erstrecken sich über das Stadtgebiet wie folgt:
von R4425250 bis R4433800 und
von H5462250 bis H5471550
Daraus ergibt sich eine E-W - Erstreckung von 8550 m und eine N-S - Erstreckung von 9300 m. Weitere Zahlen und Daten in tabellarischer Form (Stand 1994):
Drei relativ bedeutende Verkehrswege schneiden das Stadtgebiet:
· die Heilbronner Bundesautobahn A6/E50 mit einem W-E Verlauf.
· die Bahnlinie Nürnberg - Treuchtlingen mit einem N-S Verlauf.
· der Rhein - Main - Donau Kanal, der im Osten das Stadtgebiet berührt.
2.2 Geologie , Morphologie, Böden
Das Untersuchungsgebiet ist geprägt durch die Sandsteine des mittleren Keuper (Sandsteinkeuper). Die Sandstein - Tonstein Wechselfolgen weisen Dolomitsteinlagen auf, nach Südosten nehmen Sandsteine mit Chalcedonlagen zu. Durch die Talzerschneidungen tritt der sogenannte Gipskeuper zutage, der neben Sandsteinen ebenfalls aus Tonsteinen mit Steinmergel- und Gipslagen besteht.
In dem tief eingeschnittenen Rednitztal findet man würmeiszeitliche Schotter auf einzelnen Schotterterrassen, die häufig von Talfüllungen überprägt sind.
Vereinzelt können Flugsande in Bereichen des Rednitztales auftreten.
Das mäßig bewegte Relief des Stadtgebiets mit seinen leicht ansteigenden Keuperplatten wird von mehreren Flüssen zerschnitten (vgl. Abbildung 2). Am tiefsten hat sich im Osten das nach Norden fließende Rednitztal eingeschnitten. Diese Rednitzfurche kann als N-S Achse des Nürnberger Beckens bezeichnet werden, das eine weit gedehnte Mulde vor der im Osten liegenden Trauf der Frankenalb darstellt. Das steilhängige Sohlental durchläuft Schwabach von 315-305 m ü. NN und mißt eine Breite von 300-500 m.
Zusätzlich wird die Landschaft durch drei von Westen auf die Rednitz zulaufende Bachtäler geformt. Durch das rasche Einschneiden der wasserreichen Rednitz besitzen die Seitentäler nach Norden verschleppte Mündungen.
1. Das Zwieselbachtal
ist ein schmales, aber steil eingeschnittenes Sohlental im Norden der Stadt. Die Schwemmfächer der nach Norden verschleppten Mündung sind durch ein Kerbtälchen von Osten her abgehängt. Der Zwieselbach läuft von W nach E in einer Höhe von 335-305 m ü. NN. Der wasserarme Bach ist fast völlig begradigt und gehölzfrei.
2. Das Schwabachtal
ist ein ca. 200 m breites Sohlen- bis Muldental mit schwach ansteigenden Seitenhängen im Zentrum des Untersuchungsgebietes. Die Tiefenlinie reicht hier von 330-310 m ü. NN. Im Westen mündet aus West - Südwest das Seitental der Volkach in die Schwabach. Der Bachlauf der Schwabach ist nur wenig in die Aue eingeschnitten und verläuft weitestgehend begradigt oder kanalisiert durch die Stadt. Erst 1997 wurden im Westen der Stadt umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen vorgenommen.
3. Das Mainbachtal
liegt mit seinen sehr flachen Hängen und geringem Talgefälle (350-340 m ü. NN) südlich des Schwabachtals. Erst unterhalb der aufgestauten Weiher schneidet das Tal zur Rednitz hin etwas tiefer ein.
Als letztes Tal wäre noch das Schwarzachtal zu nennen, das allerdings nur einen geringen Flächenanteil vom Stadtgebiet einnimmt und von Osten in die Rednitz einmündet. Das unterhalb von Neuses noch breite Sohlental der Schwarzach verengt sich kurz vor der Einmündung in das Rednitztal zu einem schluchtartigen Durchbruchtal. Die Schwarzach mußte hier den härteren Blasensandstein durchbrechen.
Zu den Tälern gehören gleichfalls die eiszeitlichen Terrassen und Flugsandflächen. Von der Rednitz ist nur die schmale Hauptterrasse durchgehend erhalten. Sie liegt etwa 15 m über der heutigen Aue und geht fließend in die Hauptterrassen der Nebentäler über. Vor allem auf diesem Verzahnungsbereich der Rednitz - Schwabach - Hauptterrasse bei Limbach findet man bis zu 3 m mächtige Flugsanddecken.
Abbildung 2: Topographie Schwabach (vgl. auch 3D-Ansicht auf Deckblatt)
Eigener Entwurf mit Rohdaten des Landesvermessungsamtes
Insgesamt lassen sich somit vier landschaftsprägende Einheiten ausweisen, die durch folgende Böden und Gesteine gekennzeichnet sind:
1. Das Rednitztal: (305-315 m ü. NN)
Böden: Braune Auenböden bis Auengleye
Gesteine: lehmige bis reine Sande, Kies
2. Die Seitentäler: Zwieselbach, Schwabach, Mainbach, Schwarzach (305-350 m ü. NN)
Böden: Gleye, Naß- bis Anmoorgleye
Gesteine: Anlehmige, humose Auensande; Sande; Kies
3. Rednitz-, Schwarzach-, Schwabachterrassen; Flugsandflächen (310-350 m ü. NN)
Böden: Podsolige Braunerden bis Podsole
Gesteine: Fein- bis mittelkörnige Sande, zur Basis hin vermehrt Kiese
4. Keuperhochfläche: (330-397 m ü. NN)
Böden: nährstoffarme Braunerden bis Pseudogleye, teilweise Podsolierung
Gesteine: Blasensandstein mit Lettenlagen und -linsen, vereinzelt Flußschotter und
Flugsandschleier aus Terrassenmaterial
2.3 Das Klima (allgemein)
Die nun folgende grobe Klimacharakterisierung wurde weitestgehend aus dem Klimaatlas von Bayern (1952) abgeleitet und ist nicht auf eigene Messungen zurückzuführen.
Großklimatisch gehört das Fränkische Keuper-Land zum Übergangsbereich zwischen maritimem Klima, das sich durch milde Winter, kühle Sommer und höhere Luftfeuchtigkeit auszeichnet, und dem kontinentalen Klima, das durch kalte Winter, warme Sommer und geringe Luftfeuchtigkeit charakterisiert wird. Die jeweilige Witterungscharakteristik bestimmt die entsprechende Großwetterlage. Bei West- und Nordwestwetter herrscht der maritime Einfluß vor: gemäßigte Temperatur, hohe Luftfeuchte, wolkenreicher Himmel und reichliche Niederschläge bestimmen die Witterung. Bei Ostwetterlagen macht sich der kontinentale Einfluß bemerkbar: trockenes, wolkenarmes Wetter mit höheren Temperaturen im Sommer und niedrigeren im Winter. Der leicht ansteigende, südliche Randbereich des subkontinental beeinflußten Nürnberger Beckens erstreckt sich über den Raum Schwabach. Die Rednitzfurche kann auch klimatisch als Achse bezeichnet werden. Sie markiert in etwa den Übergang vom Lee der Frankenhöhe im Westen bis zum Stau vor der Frankenalb im Osten.
Da Daten aus langjährigen Klimamessungen in Schwabach nur von 1/1978 bis 7/1981 existieren, stammen folgende Werte ferner von benachbarten Stationen des Deutschen Wetterdienstes. (Klimastation Roth 49°15' N / 11°06' E, 340 m ü. NN und Klimastation Nürnberg-Fischbach 49°25'N/11°10', 348 m ü. NN)
Die mittleren Jahrestemperaturen liegen bei ca. 8 °C, der Unterschied zwischen Januar- und Julidurchschnitt bei 19 °C. Tage mit Schneedecke zählen im Raum Wolkersdorf noch unter 30, nach Süden hin nimmt die Anzahl zu. Die mittleren Jahresniederschläge von unter 600 mm steigen nach Osten zum Stau der Frankenalb hin rasch, nach Süden zu nur langsam. Die mittleren Niederschläge von Mai bis Juli liegen über 200 mm. Der Regenschatten der Frankenhöhe liegt bei der mittleren jährlichen Zahl der Tage mit 1,0 mm Niederschlägen (<120) beiderseits der Rednitz. Die Zone für mindestens 0,1 mm (<150) befindet sich nur westlich der Rednitz, hier häufen sich Starkregen mit Hagelschäden.
Diagramm 1: Monatsmitteltemperaturen im Raum Schwabach
Diagramm 2: Niederschlagssummen im Raum Schwabach
Phänologisch läßt sich zwischen dem Rednitztal und den Keuperflächen differenzieren. Die Keuperflächen erwärmen sich im Frühjahr deutlich rascher, wodurch hier mit der Haferaussaat vor dem 31. März begonnen werden kann. Durch den Schutz der Frankenalb blühen die Apfelbäume östlich der Rednitz und Regnitz schon vor dem 5. Mai. Im Raum Schwabach blühen die Äpfel erst fünf Tage später. Auch im Herbst sind die sandigen Keuperflächen östlich der Alb durch Wärme begünstigt. Bereits nach dem 7. Oktober kann die Winterroggensaat beginnen.
Im Bereich des Geländeklimas wurden bisher keine Messungen durchgeführt. So sind darüber nur allgemeine Schlußfolgerungen gezogen worden, die vom Großklima, dem Relief und der Oberflächenbedeckung abgeleitet wurden: (vgl. GREBE 1975)
Bei Tiefdruckwetterlagen mit vorherrschenden höheren Windstärken aus westlichen Richtungen wirken die West - Ost - Täler (Zwieselbach, Schwabach, Mainbach und Schwarzach) als Windleitlinien. Es kommt dabei zum intensiven Luftaustausch in der Stadt Schwabach. Das ausgedehnte, industriefreie westliche Vorfeld wirkt sich bei solchen Wetterlagen positiv auf die Luftqualität aus. Das Rednitztal wird hierbei nur von örtlichen Turbulenzen erreicht.
Eine größere Rolle spielt das Feinrelief bei Hochdruckwetterlagen mit Schwachwinden aus Ost/Südost. Diese werden besonders im Sommer von lokalen Windsystemen zwischen den feucht-kühlen Talauen und den trockeneren Hochflächen überlagert. Im Falle von Ostwinden werden durch Industrie und Autobahn Schadstoffe in die Stadt hineingetragen. Kommt es jedoch zur Ausbildung lokaler Windsysteme, sollte man erwarten, daß die nächtlichen Kaltluftströme des Rednitztales die Seitentäler und Talflanken absaugen und so relativ gut durchlüften.
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