Dipl.-Geograph Andreas Nagl
Diplomarbeit "Stadtklimatische Untersuchungen in Schwabach - Geländemessungen und Computermodellierung hinsichtlich klimaökologischer Ausgleichsflächen"
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5.5 Klimaökologische Funktionskarte: Beschreibung und Wertung
Durch das Zusammenfügen der Ausgleichsflächen entsteht eine Klimafunktionskarte mit Bereichen, die für das Klima der Stadt unterschiedliche Bedeutungen haben. Vorwiegend schaffen die Ausgleichsflächen einen thermischen Ausgleich in bebautem Gebiet, aber ebenso wird die Lufthygiene dadurch verbessert.
Direkte thermische Ausgleichsflächen (grün) finden sich überwiegend im östlichen Teil der Stadt. Stadtteile wie Limbach und Penzendorf sind noch von vielen Wäldern umgeben. In der Nähe des Zentrums schafft höchstens der Stadtpark und der stark bewaldete Friedhof einen thermischen Ausgleich. Klimaökologisch wichtig sind die Bereiche im SW der Stadt. Hier existiert eine landwirtschaftlich stark genutzte offene Landschaft, an die sich im Westen der Stadtgrenze ein größeres Waldgebiet anschließt. Durch die einzelnen Gräben kann sich die Kaltluft kanalisieren und durch Schwerkraft induziert, bis zu den bebauten Flächen vordringen (blau). Zusätzlich sind die stark befahrenen Straßen dargestellt (gelb). Die entstehenden Abgase und die Wärmeentwicklung wirkt sich negativ auf das Stadtklima aus. Weiße Flächen sind unbebaute Flächen (Acker, Wiese, Hecke, Wald, ...), die bei der momentanen Situation nicht als Ausgleichsfläche fungieren. Für zukünftige Bauvorhaben können sie durchaus eine Rolle als Ausgleichsfläche spielen.
Die mit Ziffern numerierten Gebiete sind Stadtteile oder Bereiche mit verschiedenen Funktionen, die näher erläutert werden.
Beschreibung und klimatologische Bewertung von Einzelflächen
Die Einzelflächen sind annähernd nach ihrem Belastungsgrad sortiert. Zuerst werden die Gewerbegebiete und die dicht bebauten Flächen dargestellt. Es folgen offenere Bebauung und schließlich die besonders großen und wirksamen Ausgleichsräume. Sofern Nachbarflächen für die genannten Gebiete eine Bedeutung haben, werden diese mitbehandelt.
Eichwasen (1):
Der Stadtteil Eichwasen liegt im Norden des Zentrums auf einer Höhe von 345 bis 365 m ü. NN. Die etwa 0,56 km2 große Fläche ist leicht nach SE geneigt. Im Süden schließt das Gewerbegebiet Nord mit dem ehemaligen Kasernengelände an. Im Nordosten beginnt das Waldgebiet "Brünst". Ansonsten ist die Siedlung von Ackerflächen umgeben. Die Bebauung besteht größtenteils aus mehrstöckigen Reihenhäusern und einigen Hochhäusern, wobei die Bebauungsdichte von Nord nach Süd abnimmt. Im Süden und am westlichen Rand befinden sich sogar Einfamilienhäuser mit hohem Grünanteil. Trotz des hohen Anteils an Reihenhäusern ist die Durchlüftung wegen der Höhenlage gut. Der wärmebelastete nördliche Teil profitiert zumindest am Randbereich vom direkten thermischen Ausgleich, aber auch vom Schwerkraft induzierten Ausgleich. Zukünftige Baumaßnahmen im Nordosten sind denkbar, sofern zwischen den Häusern genügend Freiraum bleibt. Reihenhäuser quer zur Hangneigung würden die hier abfließende Kaltluft abriegeln. Bei neuen Baumaßnahmen im Süden des Eichwasen sollte auf eine gute Durchlüftung bei Westwindwetterlagen geachtet werden.
Gewerbegebiet Nord (2):
Westlich der Nürnberger Straße schließt ein Gebiet mit hohem Versiegelungsgrad an den Eichwasen an. Im Süden geht es in ein Wohngebiet über. Im Westen und Osten liegen Ackerflächen. Das etwa 0,44 km2 große Gebiet ist kaum geneigt und liegt auf 352 m ü. NN. Der hohe Anteil an versiegelten Flächen , die großen Gebäude, meist mit Flachdächern, und der geringe Grünanteil machen es zu einem stark wärmebelasteten Gebiet. Hier besteht Begrünungs- und Entsiegelungsbedarf (vgl. Kapitel 6). Nur der nördlichste Rand knüpft an eine Luftleitbahn. Die bei Strahlungswetter eindringende Kaltluft wird jedoch frühzeitig gestaut oder erwärmt sich wieder. Weit reicht der Ausgleich also nicht in das versiegelte Gebiet. Im westlichen Bereich liegt das ehemalige Kasernengelände, das jetzt durch die Stadt oder durch private Firmen genutzt wird. Eine Veränderung der Baustruktur hat bereits begonnen. Hierbei sollte besonders an die Durchlüftung in West-Ost-Richtung gedacht werden, was auch für eine zukünftige Bebauung auf den westlich und östlich gelegenen Ackerflächen zutrifft.
Galgengarten (3):
Das Gebiet zwischen Altstadt und der Fürther Straße liegt am südexponierten Hang des Schwabachtals und reicht von 350 m ü. NN bis zum Talgrund mit 320 m Höhe ü. NN. Das 0,33 km2 große Gebiet ist gemischt bebaut: Villen, alte Fabriken, Straßenzüge mit alten mehrstöckigen Reihenhäusern, Schulen mit Sportplatz und neue Wohnblöcke. Insgesamt ist die Versiegelung und damit die Wärmebelastung relativ hoch. Ausgleichsflächen sind nicht vorhanden.
Altstadt (4):
Die kreisförmige Altstadt nimmt im Talgrund eine Fläche von etwa 0,3 km2 ein. Die Ringstraßen markieren die ehemalige Lage der Stadtmauer. Die Höhe ü. NN schwankt zwischen 322 m und 328 m. Bis auf die Talauen im Westen und Osten ist die Altstadt von Bebauung umgeben. Enge Gassen, zwei- bis dreistöckige Gebäude, Innenhöfe, minimaler Grünflächenanteil charakterisieren diesen stark verdichteten Raum. Hier ist das Klima gerade in den Sommermonaten für den Menschen extrem ungünstig: Schlechte Durchlüftung, Wärmestau, Schwüle, Luftstagnation oder Düseneffekte sind nur einige Merkmale eines solchen Raumes. Da sich hier viele Menschen aufhalten, besteht noch ein großer Handlungsbedarf an Maßnahmen zur Klimaverbesserung. Verkehrsberuhigung oder Fassadenbegrünung sind nur einige solcher Maßnahmen, die hier das Klima verbessern könnten (vgl. Kapitel 6). Gute Beispiele sind einige wenige begrünte Innenhöfe oder der Apothekergarten. Positiv wirkt sich natürlich auch die Leitwirkung des Schwabachtals auf die Innenstadt aus. Bei Westwind kann sich in West-Ost gerichteten Straßenzügen die Windgeschwindigkeit erhöhen, was zur besseren Durchlüftung beiträgt. Von einer Bebauung der Schwabachauen, die diese Leitwirkung behindern würde, ist daher abzuraten.
Siedlung entlang der Weißenburger Straße (5):
Am nordexponierten Hang (321 m - 338 m ü. NN) des Schwabachtals liegt ein ebenfalls sehr dicht bebautes Gebiet von 0,41 km2 Größe. Die östliche Grenze bildet der Bahndamm; im Norden ist es die Schwabachaue. Im Südwesten liegen der Stadtpark (24) und das Parkbad (24), welche in unmittelbarer Nähe einen direkten thermischen Ausgleich bewirken. Neben der dichten Bebauung ist auch die Verkehrssituation belastend für das Stadtklima. Die Penzendorfer Straße, die Bahnhofstraße und die Weißenburger Straße sind sehr stark befahren, wodurch Abgase und Wärme produziert werden. Zahlreiche Pendler aus nächster Umgebung benutzen nach wie vor das Auto, um zum Bahnhof zu gelangen. Viele Schwabacher müssen die genannten Straßen benutzen, um die Autobahn-Anschlußstelle Schwabach Süd zu erreichen. Obwohl Alternativen bereits vorhanden sind, sollte weiter darüber nachgedacht werden, wie der Verkehr besser beruhigt werden kann.
Gewerbegebiet Rother Straße (6):
Das parabelförmige Gebiet wird von der Bahntrasse im Westen und der Autobahn im Südosten scharf abgegrenzt. Im Nordosten verläuft die Rother Straße (B2). Das nach Norden geneigte Gebiet erreicht im Süden 350 m ü. NN, im Norden etwa 336 m. Die Fläche beträgt etwa 0,28 km2. Hoher Versiegelungsgrad und geringer Grünanteil kennzeichnen diesen wärmebelasteten Wirkungsraum. Durch den Damm der Autobahn besteht keine Verbindung zu dem südlich gelegenen Waldgebiet "Maisenlach". Nur eine kleine Waldfläche an der Autobahn erzeugt geringe Kaltluftmassen, die den östlichen Rand des Gebietes erreichen.
Gewerbegebiet Falbenholz (7):
Das etwa 1 km2 große Gebiet südöstlich der Autobahn ist leicht nach Norden geneigt (330 m - 350 m ü. NN). Im Norden liegt die Siedlung Penzendorf, im Osten ein größeres Waldgebiet, im Süden die Sondermüllanlage und das Gewerbegebiet Rednitzhembach. Im Gegensatz zu den bisher genannten Gewerbegebieten existieren zwischen den versiegelten Bereichen noch einzelne Freiflächen bzw. kleine Waldflächen, die sich günstig auf das Klima auswirken und einen direkten Ausgleich ermöglichen. Bei einer weiteren Erschließung und Verdichtung des Gewerbegebietes sollten so viele Baumbestände wie möglich erhalten bleiben. Der große Parkplatz des Verbrauchermarktes könnte noch stärker begrünt werden.
Forsthof (8):
Auf einer Höhe von 345 m bis 360 m ü. NN liegt die Siedlung Forsthof. Im Norden geht die Siedlung in ein Neubaugebiet mit Schule und Sportanlagen über; im Osten verläuft die Bahnlinie; im Westen liegt eine offene Ackerlandschaft mit dem alten Ortskern Uigenau. Leider trennt die Autobahn die 0,63 km2 große Fläche von dem Waldgebiet "Maisenlach" im Süden, was ein Abfließen von Kaltluft verhindert. Die Bebauung mit Reihen- und Einfamilienhäusern ist sehr dicht, wobei die Zwischenräume meist als Gärten angelegt sind und so der Grünflächenanteil relativ hoch ist. Auch befinden sich direkt an der Autobahn noch einige Wald- und Ackerflächen wie die Vogelschutzanlage im Osten. Sie fungiert als Ausgleichsfläche für die angrenzende Bebauung. Weitere Baumaßnahmen sollten etwas offener geplant werden. Durch Aufforstungen entlang der Autobahn könnten weitere Ausgleichsflächen entstehen und die negativen Auswirkungen der Autobahn gemindert werden.
Das Gebiet nahe der Friedrich-Ebert-Straße (9):
Das 0,46 km2 große Gebiet fällt von 358 m ü. NN nach Norden auf 340 m ü. NN leicht ab. Zwischen der Rittersbacher Straße und der Lindenstraße ist es gemischt bebaut. Der dichte nördliche Bereich ist mit Villen und großen Gärten durchsetzt. Nach Süden geht es fließend in ein Gebiet mit Reihenhäusern, Schulen und Sportplätzen über. Von Westen her sind besonders die südlichen Flächen den Westwinden ausgesetzt und werden gut durchlüftet. An Strahlungswetterlagen erreicht die Kaltluft der "Steigäcker" das Gebiet nicht, da der westliche Graben nach Norden geneigt ist. Im Nordosten grenzt der Stadtpark (24) an und sorgt hier für einen Ausgleich.
Siedlung in der Umgebung des Siechweihergrabens (10):
Das 0,44 km2 große Gebiet wird durch die Nördlinger Straße im Südosten (350 m ü. NN) und die Schwabachaue im Norden (330 m ü. NN) begrenzt. Die meist offene Bebauung ist mit Schulen, Sportanlagen, Lagerhallen und Reihenhäusern durchsetzt. Von Südwesten her durchläuft in Richtung Altstadt der Siechweihergraben das Gebiet. Durch die großen Ausgleichsflächen im Westen (22) könnte bei einem unbebauten Graben sogar die Altstadt von der Frisch- bzw. Kaltluft profitieren. Die lockere Bebauung staut aber die kühlen Luftmassen. Zum thermischen Ausgleich bei Strahlungswetter kommt es daher nur im wärmeunbelasteten Wirkungsraum. Langfristig sollten Hindernisse wie Straßendämme, Gebäude oder dichte Baumhecken aus dem Graben entfernt werden. Die westlichen Ausgleichsflächen und Luftleitbahnen sollten nicht bebaut werden. Auch Pflanzungen, die ein Abfließen von Kaltluft verhindern, sollten nicht erfolgen. Dies gilt besonders für die Leitbahnen wie den Grund des Grabens.
Regelsbacher Straße (11):
Am südexponierten Hang des Schwabachtals befinden sich neben dem städtischen Krankenhaus meist Einfamilienhäuser und Reihenhäuser entlang der Regelsbacher Straße. Richtung Osten nimmt die Bebauungsdichte zu. Das nur 0,28 km2 große Gebiet ist stark geneigt und reicht von 350 bis 328 m ü. NN im Talgrund. Im Nordwesten befindet sich ein größeres landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Im Westen schließt eine reizvolle Heckenlandschaft mit Wiesen, Obstwiesen, Äckern und nur wenigen verstreuten Häusern an. Reste dieser Hecken bestehen auch noch innerhalb der Bebauung westlich der Regelsbacher Straße. Direkt von Norden kann auf Grund der Neigungsverhältnisse keine Kaltluft in die Bebauung fließen. Von den nordwestlichen Äckern fließt sie an der Bebauung vorbei und sammelt sich im Schwabachtal. Hinzu kommt, daß die zahlreichen Hecken die Kaltluft bereits am Hang stauen. Effektiv ist dagegen die Durchlüftung bei Westwindwetterlagen.
Limbach (12):
Das langgestreckte Wohngebiet im Norden der Stadt ist etwa 0,34 km2 groß und liegt auf einer Höhe von 335 bis 350 m ü. NN. Es reicht von der Kante der Rednitzterrasse im Osten bis zu dem dicht bebauten Gebiet Galgengarten. Die südliche Grenze bildet die Limbacher Straße. Weiter südlich fällt das Gelände zur Schwabach hin ab. Die intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen im Norden entwässern nach Osten zur Rednitz hin. Sie beinhalten mehrere West-Ost gerichtete Gräben wie den Kuhweihergraben oder den Weihergraben. Ein durch Schwerkraft induzierter Ausgleich ist somit nicht möglich. Allerdings sorgen zahlreiche Waldreste im Osten und der Waldfriedhof (25) im Süden für einen direkten thermischen Ausgleich. In den westlichen Bereichen wäre eine Auflockerung mit Grünflächen oder Fassadenbegrünung sinnvoll (vgl. Kapitel 6). Auf der nördlich gelegenen Hochfläche ist gegen eine lockere Bebauung mit guter Durchlüftung bei Westwind klimatisch nichts einzuwenden.
Siedlung am Waldfriedhof (13):
Südlich von Limbach liegt am Hang des Schwabachtals eine kleinere (0,14 km2) Siedlung, die bis in den Talgrund reicht (325-340 m ü. NN). Außer dem Waldfriedhof existieren keine Ausgleichsflächen. Der Grünanteil ist aber trotz zahlreicher Reihenhäuser relativ hoch.
Klinggraben (14):
Das 0,6 km2 große Gebiet liegt zwischen der Autobahn, der Bundesstraße B2, der Eisenbahn und der Penzendorfer Straße. Das Gelände ist nur schwach nach Nordosten geneigt. Nördlich schließt die Schwabachaue an; ansonsten ist es von Gewerbegebieten oder dichter Bebauung umgeben. Im Norden stehen zahlreiche Reihenhäuser. Im südlichen Bereich befinden sich Sportplatz, Fabriken und eine Gärtnerei, die von Äckern umgeben sind. Nur ganz im Osten fungiert eine kleinere Waldfläche als Ausgleichsraum. Den Äckern, die in der Karte als Luftleitbahn ausgewiesen sind, fehlen größere Frischluftproduzenten. Entlang der Autobahn und der B2 wäre deshalb ein breiterer Waldsaum erforderlich, der zusätzlich Frischluft produziert und Lärm sowie Abgase abhält. Zukünftige Bebauung auf den Ackerflächen sollte möglichst offen und hangabwärts ausgerichtet sein.
Vogelherd (15):
Auf einer Höhe von 350 m ü. NN liegt eine 0,18 km2 große Siedlung mit überwiegend Reihenhäusern und Einfamilienhäusern. Eingerahmt ist die Siedlung von stark befahrenen Verkehrswegen (A6 und B2) und der Bahnlinie, die an dieser Stelle durch einen tief eingeschnittenen Graben eine scharfe Grenze für Kaltluft darstellt. Vom Waldgebiet "Maisenlach" kann so keine Kaltluft in das Gebiet eindringen. Ansonsten ist der Vogelherd von Industrie- und Gewerbegebieten umgeben. Besondere lufthygienische Belastungen gehen von der Sondermüllverbrennungsanlage aus. Positiv sind die bewaldeten Ränder der Siedlung.
Waldsiedlung (16):
Nahe Limbach liegt östlich der Bahntrasse eine 0,44 km2 große Siedlung. Von 340 Höhenmeter fällt das Gebiet nach Südosten hin bis auf 325 m ü. NN im Schwabachtal ab. Wie ein Halbkreis umgibt die verschleppte Mündung der Schwabach das Gebiet. Die östlichen Ränder und Hänge der Flußterrassen sind bewaldet und stellen Ausgleichsflächen dar. Nach Süden hin wird die Bebauung immer dichter, bis sie in ein kleines Gewerbegebiet übergeht. Die noch freien Ackerflächen westlich dieses Gewerbegebietes werden bereits bebaut. Dagegen ist klimatisch nichts einzuwenden, solange die Bebauung nicht zu dicht wird.
Penzendorf (17):
Die Siedlung Penzendorf befindet sich auf der Rednitzterrasse im Osten der Stadt. Im Norden liegt die Autobahnanschlußstelle Roth, im Süden das Gewerbegebiet Falbenholz und einige Ackerflächen. Ehemals war Penzendorf in ein oberes Dorf (Rednitzterrasse mit etwa 335 ü. NN) und ein unteres Dorf, den sogenannten "Pfannestiel" in der Rednitzaue (315 m ü. NN), geteilt. Das obere Dorf ist zu einer 0,39 km2 großen Siedlung herangewachsen. Die lockere Bebauung und der hohe Grünanteil sorgen dafür, daß die thermische Belastung nicht zu groß ist. Hinzu kommen die einzelnen Waldflächen, welche die Siedlung umgeben. Gerade bei den häufigen Westwinden sind eher der Lärm und die lufthygienische Situation durch die Autobahn und die Bundesstraße B2a belastend. Maßnahmen wie das Pflanzen dichter Hecken oder Baumhecken entlang der Autobahn sind daher zu empfehlen.
Schaftnach (18):
Ganz im Osten des Stadtgebietes liegt zwischen Rednitz und der Bundesstraße B2a das 0,09 km2 große Dorf Schaftnach. Die thermischen Veränderungen sind minimal, dafür sorgen die Rednitzauen und die landwirtschaftlichen Flächen in der Umgebung. Auch innerhalb der Bebauung ist der Grünflächenanteil hoch (Gärten, Obstwiesen, Biergarten mit alten Baumbeständen).
Uigenau (19):
Ganz im Süden ist das Dorf Uigenau mit der Stadt verwachsen. Im Norden liegen die "Steigäcker", eine Wiesen- und Ackerlandschaft, die den Weiherwiesengraben (23) mit Kaltluft versorgen. Im Süden verläuft die Autobahn A6 in einem künstlichen Graben, an deren Rändern Reste von alten Obstbaumbeständen zu finden sind. Der Grünflächenanteil ist groß. Jedoch wurde in den letzten Jahren damit begonnen, Freiflächen mit Mehrfamilienhäusern zu bebauen. Da Uigenau relativ ungeschützt auf einer Höhe von 365 m ü. NN liegt, wird es sehr gut durchlüftet.
Unterreichenbach (20):
Ganz im Westen des Stadtgebietes befindet sich am nordexponierten Hang des Schwabachtals die Siedlung Unterreichenbach. Im Zentrum des 0,55 km2 großen Gebietes mündet das Seitental der Volkach von Südwesten in das Schwabachtal. Die Bebauung reicht von 330 m ü. NN in den Schwabachauen bis zu 355 m ü. NN in den Hangbereich hinein. Nach Westen lockert die Bebauung auf und geht von Reihenhäusern in Einfamilienhäuser über. Vom im Süden auf 380 m ü. NN gelegenen Waldgebiet "Laubenhaid" fließt über Streuobstwiesen und Äcker Kalt- bzw. Frischluft in die Siedlung. Die Äcker und Obstwiesen im Süden Unterreichenbachs sollten daher nicht bebaut werden
Reuthholz (21):
Am nordexponierten Hang, direkt gegenüber von Unterreichenbach, liegt ein größerer Ausgleichsraum für nur wenige Häuser im Talgrund. Zwischen den Schwabachauen und dem Waldgebiet "Brünst" liegen etwa 30 Höhenmeter. Die Obstwiesen und Äcker machen einen Kaltluftabfluß möglich. Anders verhält es sich auf den gesamten Hangflächen östlich von Reuthholz. Zum einen fehlt hier der Wirkungsraum, zum anderen behindert die Heckenlandschaft abfließende Kaltluft. Der gesamte Hang könnte daher als potentielle Ausgleichsfläche bezeichnet werden. Bei einer zukünftigen Erschließung unterer Hangpartien fungieren die mittleren und oberen Hangbereiche als Luftleitbahn und Ausgleichsfläche. Um den Kaltluftabfluß bei Strahlungswetter dann noch zu verbessern, sollten besonders die West-Ost gerichteten Heckenstrukturen gezielt durchbrochen werden. Von einer Bebauung im mittleren und oberen Hangbereich ist abzuraten. Sollte sich eine Bebauung nicht vermeiden lassen, ist eine offene Wohnlandschaft mit Nord-Süd-Gefüge die günstigste Form. Zu beachten ist auch, daß eine Bebauung des oberen Hanges die Durchlüftung des "Gewerbegebietes Nord" bei Westwind beeinträchtigen kann.
Siechweihergraben (22) und Weiherwiesengraben (23):
Die beiden Gräben im südwestlichen Vorfeld der Stadt sind die einzigen größeren Ausgleichsflächen, die bei der momentanen Bausituation auch wirksam sind. Sie sind in dieser Arbeit mehrmals beschrieben (z.B. in Kapitel 6). Auf Grund des Reliefs könnten die nach Nordosten und Norden gerichteten Gräben Kaltluft bis in die Altstadt transportieren, wenn die Kaltluft nicht vorher gestaut werden würde. Dies ist mit ein Kriterium, warum die Bedeutung momentan nur als gering einzustufen ist. Die landwirtschaftliche Nutzung als Acker oder Weideland sollte in der Umgebung der Gräben beibehalten werden. Die Gräben selbst sind unbedingt freizuhalten, um den Kaltluftabfluß in Zukunft zu sichern. Die bestehenden Hindernisse (dichter Bewuchs und Bebauung) in den Gräben sollten langfristig beseitigt werden. Läßt sich eine Bebauung an den Gräbenhängen nicht verhindern, sollte diese den Kaltluftabfluß nicht wesentlich behindern.
Stadtpark (24) und Waldfriedhof (25):
Die Bedeutung dieser direkten thermischen Ausgleichsflächen wurde bereits bei den angrenzenden Gebieten mitbehandelt.
© Copyright 1997: Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil der Arbeit darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.